Der Zweck des Retterspiels gegen Zweitligisten 1. FC Köln wurde am gestrigen Donnerstagabend erreicht. 4136 Zuschauer füllten die Kasse des Wuppertaler SV mit den angepeilten Einnahmen von 50.000 Euro. Geld, dass helfen soll, das Insolvenzverfahren erfolgreich zu überstehen.
Am Ende gab es auch freundlichen Applaus, obwohl beim 1:9 (1:2) gegen eine zusammengewürfelte Mannschaft der Geißböcke der Drei-Klassen-Unterschied sehr deutlich wurde. „Wir haben uns vier, fünf Bälle ja fast selbst ’reingetan“, ärgerte sich WSV-Trainer Peter Radojeweski über taktische und individuelle Fehler, aus denen seine Mannschaft für die Liga lernen müsse.
Die ersten Treffer von Köln-Rückkehrer Helmes
So bekamen die Zuschauer immerhin viele Tore geboten. Das schönste von Adam Matuschyk mit einem 30-Meter-“Strich“ in den Winkel. Auch Rückkehrer Patrick Helmes – der einzige Star auf dem Platz – durfte sich noch über zwei Treffer freuen. „Man hat seine tolle Schusstechnik gesehen, aber das wussten wir ja vorher“, sagte Kölns Trainer Peter Stöger zu seinem prominenten Neuzugang, der in der ersten Halbzeit, als die gesamte Kölner Mannschaft müde und etwas lustlos wirkte, noch gar nicht zu sehen gewesen war.
Stimmung springt nur langsam auf die Ränge über
Seltsam ruhig war zunächst auch die Stimmung im Stadion. Keine Fangesänge wie in den Liga-Spielen noch obligatorisch – und vom Rasen, auf dem vor der Partie Günter Pröpper als WSV-Legende geehrt worden war, sprang lange auch kein Funke über. Immerhin hielt der WSV gegen die individuell starken Kölner anfangs die Ordnung. Davide Leikauf, der in die Innenverteidigung gerückt war, sorgte zumindest für etwas Stabilität und startete sogar einen Ausflug nach vorne, bei dem er im letzten Moment abgefangen wurde. Seinen Torjäger Marvin Ellmann hatte der WSV zuvor bereits mit Rippenprellung verloren.
Kurz
vor der Pause fielen dann doch noch drei Treffer – einer davon für
den WSV. FC-Keeper Thomas Kessler ließ den Ball nach einer Ecke
fallen und Mittelfeldmann Florian Grün – neben Leikauf wohl bester
WSV-Spieler – staubte zum 1:1 ab.
Anschießend fielen die Tore für Köln fast im
Minutentakt – nur unterbrochen durch die Halbzeitpause, in der Peter
Radojewski durchwechselte. Eine bemerkenswerte Leistung zeigte beim WSV
Kevin Weggen, der zur Pause ausgewechselt schon umgezogen auf der
Tribüne erschienen war, sich dann aber blitzschnell wieder in
Spielmontur werfen musste, weil nach einer Verletzung von Dennis Krol
niemand mehr zum Wechseln auf der Bank war. Kämpfer Weggen weckte
das eigene Publikum danach auf, als er einen Ball von der
Außenlinie in der Winkel drosch – allerdings war vorher
abgepfiffen worden.
Kölns
Vizepräsident Toni Schumacher hatte schon nach 75 Minuten genug
gesehen und genug Autogramme gegeben. Den eigentlichen Sinn des Spiels
hatte er humorig schon zur Pause hervorgehoben: „Klar, dass wir hier
helfen, wir wissen ja selbst was Schulden sind.“
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Wunden lecken nach der Köln-Klatsche
Nach dem "Retterspiel" gegen den FC hat sich das WSV-Lazarett weiter vergrößert.
Fast eine ganze Mannschaft liegt derzeit beim WSV auf Eis. Nach der 1:9-Klatsche im „Retterspiel“ gegen den 1. FC Köln hat sich der Krankenstand noch einmal erhöht. Neben Sebastian Schröder (Riss des Syndesmosebandes, bereits operiert, Ausfall drei bis vier Wochen), Martin Klaffsberger (wieder im Lauftraining), Nils Nettersheim (muskuläre Probleme) und Maximilian Nadidai (Gehirnerschütterung, steigt am Montag wieder ins Training ein) hatte es schon vor dem Köln-Spiel Michael Kluft (Muskelfaserriss im Beuger) erwischt.
Im Spiel selbst schieden Marvin Ellmann (Beckenprellung) und Dennis Krol (Schlag auf den Knöchel) verletzt aus. Bastian Sube und Shahien Faridonpur sind noch gesperrt. „Gut, dass am Sonntag kein Spiel ist“, sagt Trainer Peter Radojewski, dem das 1:9 am heutigen Freitag noch in den Knochen steckte. „Ich glaube aber nicht, dass uns das Spiel einen Knacks versetzt. War die erste Halbzeit noch okay, so müssen wir uns über die danach nicht mehr vorhandene Ordnung unterhalten.“
Er bittet weiterhin um Geduld. „Wir sind noch in der Findungsphase, es braucht noch Zeit. Für viele Spieler ist das hier beim WSV eine ganz neue Situation, wenn sie vor 2000 oder 3000 Zuschauern auflaufen“, so Radojewski.
Für Samstag und Sonntag hat er seinen Spielern freigegeben, am Montag startet die Vorbereitung auf das Pokalspiel gegen den Landesligisten 1. FC Wülfrath (Mittwoch, 19.30 Uhr, Stadion). Einen Grund für die teilweise ruhige Stimmung beim „Retterspiel“ lieferte am Freitag Verwaltungsrat Jörg Wolff: „Die Ultras unterstützen nicht bei Freundschaftsspielen.“