Wuppertaler SV - Kickers Emden
2:4 (1:0)
Regionalliga Nord, 38.Spieltag 2006/2007



Datum: Samstag, 02.06.2007, 14:00 Uhr
Zuschauer: 7967 im Stadion am Zoo
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Tore:   1:0 (44.) Mike Rietpietsch 
            1:1 (53.) Radovan Vujanovic
            2:1 (62.) Tobias Damm
            2:2 (71.) Wojciech Pollok
            2:3 (87.) Michael Stuckmann (Eigentor)
            2:4 (89.) Radovan Vujanovic

Wuppertaler SV         Kickers Emden
  • Hoffmeister
  • Spahic
  • Gundelach
  • Bork
  • Nägelein (65.Pollok)
  • R.Zedi
  • V.Altin
  • Celikovic  (78.Gerdes)
  • Tornieporth (87.Grotlüschen)
  • Vujanovic
  • Grgic
Trainer: Wolfgang Jerat
Trainer: John van Buskirk


Tiefer Sturz aus dem Fußball-Himmel

Quelle: Westdeutsche Zeitung vom 04. Juni 2007

Für 18 Minuten durften sich der WSV und seine Fans als Aufsteiger in die 2. Liga fühlen.
Am Ende verlor der Wuppertaler SV aber mit 2:4 gegen Emden.

Wuppertal. Diesen Fußballkrimi werden die Fans des Wuppertaler SV so schnell nicht vergessen. Insgesamt 18 Spielminuten lang durften sich die knapp 8000 Wuppertaler Fans im Stadion am Zoo als Aufsteiger in die 2. Liga fühlen. Am Ende verlor der WSV mit 2:4 gegen Emden und gejubelt wurde in Osnabrück.

Um 14.44 Uhr verwandelte Kapitän Mike Rietpietsch das Stadion am Zoo zum ersten Mal in ein Tollhaus, als er den WSV in Führung brachte. Das große Kribbeln konnte beginnen.
 
So auch bei Claudia Dammasch, die etwas abseits der Stehränge Platz genommen hatte. „Ich habe meinen Mann in die Menge geschickt. Mein Sohn lebt zwar in Osnabrück und ist dort auch im Stadion, aber ich habe mein Handy vergessen." Auch Jörg Passlat witterte in der Halbzeitpause Morgenluft.
 
„Ich war in dieser Saison nur beim Pokalsieg gegen Velbert im Stadion. Da dachte ich mir, dass ist ein gutes Omen", meinte der 43-Jährige. Die Achterbahn der Gefühle nahm Tempo auf, als Emden um 15.09 Uhr den Ausgleichstreffer erzielte.
 
Entsetzen auf der Tribüne, weil die Konkurrenz in Magdeburg und Osnabrück nun wieder vorne lag. Es folgten zwei Minuten, die wohl in die WSV-Geschichte eingehen dürften. Zunächst verbreitete sich wie ein Lauffeuer die Nachricht, dass nach Osnabrück nun auch Magdeburg mit 0:1 zurück lag.
 
Fast zeitgleich erzielte Tobias Damm den Treffer zum 2:1 für den WSV. Die 2. Liga war zum Greifen nahe. Jubelnd lagen sich die Anhänger des WSV in den Armen und stimmten „St. Pauli, St. Pauli-Rufe" an. Diese Botschaft verstanden die Spieler unten auf dem grünen Rasen.
 
„Jetzt läuft alles in die richtige Richtung", frohlockte Hans-Joachim Bender, der zuvor 40 Minuten für eine Limo für seinen Sohn angestanden hatte und fragte: „Wie soll das bei vollen Rängen gegen Köln oder Mönchengladbach aussehen?"
 
Diese Frage stellte sich nach dem Treffer zum 2:2 um 15.26 Uhr nicht mehr. Atemloses Schweigen auf der Tribüne. Dann mobilisierten die Fans noch einmal die letzten Kräfte, es fehlte nur ein Tor.
 
Das fiel um 15.42 Uhr, doch Michael Stuckmann traf den eigenen Kasten. „Schade. Nächste Saison wird es bestimmt schwerer", warf Wolfgang Büscher schon einen Blick in die Zukunft. Es war 15.44 Uhr.
 
Da bejubelten die Ostfriesen ihren Treffer zum 4:2. In der gleichen Minute gelang Osnabrück 150 Kilometer entfernt der entscheidende Treffer zum 2:1 gegen Ahlen. Viele WSV-Anhänger hatten sich längst auf den Heimweg gemacht.
 
Fan-Stimmen
Marc Ostendorff (vor dem Spiel): „Nee, das wird heute nix. Eigentlich bin ich nur aus Neugier und wegen des schönen Wetters gekommen."

Mike Beekmann (nach dem 2:1 für den WSV): „Einmal Glück haben, nur einmal Glück haben. Der Zwangsabstieg, dann die Oberliga-Saison, als wir schon aufgestiegen waren, bis Leverkusen in der 93. Minute ein Tor macht. Das muss doch mal aufhören." Das tat es dann leider nicht.

Frank Kipker war trotz der 8000 Zuschauer etwas von der Unterstützung für den WSV enttäuscht. „Da kommt immer nur dann richtig etwas, wenn der WSV vorne liegt." Er wurde bestätigt, als nach dem 2:3 die Zuschauer in Scharen das Stadion am Zoo verließen.

Wolfgang Büscher (nach dem Spiel): „Ach, ganz ehrlich, eigentlich habe ich auch nicht wirklich damit gerechnet."

Amyntas Tzanos: „Mein Herz tut weh." Der Wuppertaler Grieche lebt seit 47 Jahren in Deutschland und ist seitdem auch Fan des WSV. Zum entscheidenden Spiel hatte er seine Tochter Anastasia als Glücksbringer mitgebracht.