Wuppertaler SV - Fortuna Düsseldorf II
3:1 (3:0)
Regionalliga West, 22.Spieltag 2012/2013



Datum: Samstag, 02.02.2013, 14:00 Uhr
Zuschauer: 1529 im Stadion am Zoo
Schiedsrichter: Florian Visse (Recke)
Tore:   1:0 (37.) Laurenz Wassinger
            2:0 (40.) Mehmet Boztepe
            3:0 (43.) Jan-Steffen Meier
            3:1 (71.) Tim Golley
    
Wuppertaler SV         Fortuna Düsseldorf II
Semmler
Schumacher
Schlieter
Reichert
Herzenbruch
El Hammouchi
Meier
Abel
Cornelius (85.Wolf)
  Boztepe (72.Weggen)
Wassinger (66.Kyei)
Boss
Erat
Urban
Nyarko
Nandzik
Weber
Müller
Ekici (70.Aydin)
Schwadorf (45.+1 Hampel)
Rami (46.Golley)
Wegkamp
Trainer: Peter Radojewski
Trainer: Taskin Aksoy



Mit Jugendstil ein Zeichen gesetzt:

Beim 3:1-Erfolg über Schlusslicht Düsseldorf II zeigt der verjüngte WSV zeitweise guten Fußball.

„Hurra wir leben noch.“ Erleichtert feierten die WSV-Spieler am Samstag nach dem Abpfiff mit den 1500 Fans im Stadion am Zoo ihren 3:1-Erfolg gegen Fortuna-Düsseldorf II.

Es war im ersten Spiel nach der Winterpause zwar „nur“ ein Sieg gegen den Tabellenletzten, aber so selbstverständlich war der nach den Umwälzungen der vergangenen Wochen mit Trainerwechsel, dem Weggang von sechs Spielern, Präsidentenrücktritt und vor allem den unsicheren Zukunftsaussichten nicht.

Wir haben versucht, alles außerhalb des Platzes auszublenden“, sagte WSV-Eigengewächs Jan-Stefffen Meier mit dreckverschmiertem aber strahlendem Gesicht. Der 20-Jährige gehörte zu denen, die in der zwangsläufig verjüngten Mannschaft die Chance erhielten, sich zu beweisen.

Und er zeigte mit einer starken Leistung im Mittelfeld, dass die Qualität dadurch nicht leiden muss. Das Sahnehäubchen setzte er mit einem Volleyschuss in den Winkel kurz vor der Pause, als der WSV das Schicksal der Gäste mit drei Toren in sieben Minuten besiegelte.

„Wir haben versucht, alles außerhalb des Platzes auszublenden.“

Jan-Steffen Meier, Mittelfeldspieler und Torschütze

Zuvor hatte Laurenz Wassinger (22) seine Chance als neuer Mittelstürmer genutzt, als er von einem Düsseldorfer im Strafraum unfreiwillig bedient wurde. Klasse dann zwei Minuten später das 2:0, als der im Mittelfeld in der ersten Hälfte sehr auffällige Florian Abel (23) Stürmer Mehmet Boztepe (25) mit einer einstudierten Freistoßvariante in die Gasse schickte und der aus spitzem Winkel vollstreckte. Schwierig zu sagen, ob der junge Ex-WSVer Tim Boss im Fortunen-Tor daran etwas machen konnte. Dass Boss ansonsten bester Fortune war, war aber unbestritten.

Trainer sieht viel zu verbessern, aber die Richtung stimme

„Wir haben noch viel zu verbessern, sonst wäre es ja auch langweilig“, sagte WSV-Trainer Peter Radojewski, der mit dem Auftritt seiner Mannschaft generell zufrieden war. „Sie hat zeitweise guten Fußball gespielt.“ Die „zu zaghafte“ Anfangsphase, die schlechte Chancenverwertung nach der Pause und Unsicherheiten nach dem Düsseldorf Anschlusstreffer hatten ihm dagegen nicht gefallen.

Am wichtigsten war aber auch Radojewski das positive Signal nach innen und außen. Immerhin hatte die Mannschaft mit den Winterabgängen die Schützen von 25 der bisher 32 Treffer verloren und die Frage, wer jetzt die Tore machen soll, gut beantwortet. „Das gibt Selbstvertrauen, und der Abstand nach unten wächst“, erkannte Radojewski und freute sich auch über die Unterstützung des Publikums, das sein Team immer wieder angefeuert hatte. Von der Zahl her sei aber auch da noch Luft nach oben.
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WSV: Heiner Düssel wirbt um weitere Unterstützung

Boztepe hat wieder Spaß, Kyei gibt Kurzdebüt.

Über den Besuch hatten sich die WSV-Verantwortlichen ein positives Zeichen dafür erhofft, für die finanziell bisher noch ungeklärte Zeit nach dem 31. März Unterstützung zu finden. Immerhin war es – mit Ausnahme des Essen-Spiels – der beste Besuch seit Oktober, mehr als doppelt so hoch wie im Heimspiel zuvor gegen Verl. Verwaltungsrat Heiner Düssel hatte gleich nach dem Spiel das Mikrofon ergriffen und jedem für den Besuch gedankt. „Lassen Sie uns gemeinsam an der Zukunft des WSV arbeiten, auch wenn manche Auffassung unterschiedlich ist“, warb er auch angesichts einiger kritischer Transparente gegen den Verwaltungsrat um Unterstützung.

Mehmet Boztepe, der sein erstes Saisontor erzielte,machte seinen Mitspielern ein Kompliment. „Es war sehr schwer, auf dem tiefen Boden zu spielen, aber wir haben gekämpft“, sagte er und hob den Teamgeist hervor, der auch bei seiner Entscheidung, zu bleiben, ein Faktor gewesen sei. „Es gab Angebote, aber für ein halbes Jahr wechsele ich nicht. Die Vorbereitung hat viel Spaß gemacht, in der Mannschaft passt es jetzt.“

Glücklich, einmal wieder vor so großer Kulisse zu spielen, war Neuzugang Hans Kyei, der eingewechselt wurde und einige gute Ansätze zeigte. „Das war ein bisschen wie früher bei Waldhof Mannheim“, sagte der 24-Jährige, der zuletzt bei Bochum II und in Hüls weniger Zuschauer gewohnt war. Seinen Vornamen erklärt der Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen, der in Stuttgart geboren wurde, übrigens mit einem Brauch aus Ghana. „Da ist es üblich, dass der erste Sohn nach dem Großvater benannt wird.“

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Gelöste Stimmung auf der „Nord“

Nach dem Runge-Rücktritt kehrt mancher WSV-Fan zurück.

Matthias Goldner (44) war auch am Montag noch heiser. Eine Folge seiner Rückkehr zum WSV – als Fan. „Es war eine einzige Party“, beschreibt er die Stimmung vom vergangenen Samstag beim WSV-Spiel gegen Fortuna Düsseldorf II auf der Nordtribüne des Stadions am Zoo. „Wir haben gesungen und hatten alle ein großes Grinsen im Gesicht.“

Seit gut zwei Jahren hat Goldner keine WSV-Partie mehr gesehen. Zuvor war er 16 Jahre lang zu jedem Heimspiel gepilgert und hatte auch auswärts einige Begegnungen erlebt. Am 22. Februar 2011 war Schluss, Goldner fühlte sich von Ex-WSV-Präsident Friedhelm Runge „veralbert“. Aus Protest gegen dessen Vereinspolitik blieb er den Spielen fern. Und mit ihm auch zahlreiche andere Anhänger, wie Goldner versichert. „Am Samstag waren sie wieder da, Leute, die schon lange, lange nicht mehr im Stadion waren“, sagt Goldner, der die Wiedersehensparty in vollen Zügen genoss.

Echte Transparenz gegenüber den Mitgliedern unerlässlich

Dass ihm der WSV in seiner fußballabstinenten Zeit gefehlt habe, will der Fan nicht leugnen. Weniger der sportliche Aspekt, dafür aber das Vereinsleben und die Gleichgesinnten. „Ich habe mir in der WSV-losen Zeit keinen Ersatzverein gesucht, wie es Friedhelm Runge empfohlen hat“, sagt Goldner.

Die Neuaufstellung des WSV nach dem Runge-Rücktritt sieht er als „schwierig, aber machbar“ an. Es werde dauern, man müsse von kleinauf wieder beginnen. „Der Weg zurück zu einem sympathischen Verein, den die Wuppertaler wieder ins Herz schließen, wird ein langer werden. Solange das Damoklesschwert Runge über dem Verein schwebt, wird sich beim WSV wohl nichts ändern. Es muss ein kompletter Neuanfang her“, sagt Goldner. An einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung führt seiner Meinung nach kein Weg vorbei. Unerlässlich sei vor allem echte Transparenz gegenüber den Mitgliedern. Goldner wünscht sich in der aktuellen Situation dafür einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer, der die Zahlen präsentiert.

Selbst war er Mitglied, trat aus und würde es nun wieder werden, um den WSV so zu unterstützen. „Ich denke, dass ich kein Konzept und auch keine Millionen in der Tasche haben muss, um den Verein zu unterstützen“, sagt Goldner. Die „Wiedereingliederung“ sei am Samstag jedenfalls gelungen. „Die Leute, die am Samstag da waren, kommen wieder, wenn es einen echten Neuanfang gibt“, sagt der Anhänger voller Überzeugung.

Neue Mannschaft kommt bei den Fans sehr gut an

WSV-Trainer Peter Radojewski und sein Team können sich der neuen Unterstützung jedenfalls sicher sein. „Rado hat eine super Mannschaft auf den Rasen gestellt, das hat mir sehr gut gefallen. Die Jungs hatten Spielfreude“, so Goldner, der der Meinung ist, dass man für den Neuanfang ohne Runge die Liga nicht unbedingt erhalten muss. Bei einer drohenden Insolvenz könnte er auch mit einem WSV leben, der künftig zwei Ligen tiefer antritt.