Wuppertaler SV - VfL Bochum II
0:2 (0:1)
Regionalliga West, 32.Spieltag 2012/2013



Datum: Samstag, 20.04.2013, 14:00 Uhr
Zuschauer: 1056 im Stadion am Zoo
Schiedsrichter: Philipp Hüwe (Köln)
Tore:   0:1 (14.) Sven Kreyer
            0:2 (53.) Kevin Scheidhauer
    
Wuppertaler SV         VfL Bochum II
Semmler
Schumacher
Herzenbruch
Hausmann (77.Weggen )
Schlieter
Meier
  El Hammouchi (61.Neppe)
  Reichert
Abel
  Cornelius (46.Wassinger )
Kyei
Heuer Fernandes
Semlits
Weiler
Wolff
Stevens
Grammozis
Mengert (67.D.Jansen)
Bulut
Möllering
Kreyer (88.Starostzik)
Scheidhauer (84.Silaj)
Trainer: Peter Radojewski
Trainer: Iraklis Metaxas


WSV: Die totale Verunsicherung

Nach dem 0:2 gegen Bochum II hat der WSV nur noch sieben Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge.

WSV-Trainer Peter Radojewski rief nach dem verdienten 0:2 gegen die U23 des VfL Bochum – der fünften Niederlage im sechsten Spiel – seine Spieler noch auf dem Rasen zusammen. Die totale Verunsicherung, die die Mannschaft Woche von Woche stärker in ihren Leistungen zu Ausdruck bringt, wollte er gleich ansprechen. „Mir tun die Jungs leid. Für alle Beteiligten spitzt sich die Lage zu, weil keiner weiß, wie die Zukunft aussieht“, sagte er später, verhehlte aber auch nicht, dass ihm der unbedingte Einsatzwille zum großen Teil gefehlt hatte.

Auch das noch: Weggen verspringt der Ball vor dem Tor

So gab es an der Niederlage nichts zu deuteln, auch wenn der eingewechselte Kevin Weggen kurz vor Schluss fast den Anschlusstreffer erzielt hatte. Er fasste sich mal ein Herz und spazierte von der Mittellinie durch die sonst kaum geforderte Bochumer Abwehrreihe. Auch am Torwart war er schon vorbei, als, wie er meinte, „ein Hügel“ ihm den Ball verspringen ließ. Der mitgelaufene Marco Neppe, der nach langer Verletzungspause seinen ersten Kurzeinsatz hatte, wollte noch vollenden, doch da hatte Bochums Torwart Daniel Heuer Fernandes schon die Finger dazwischen.

Die kuriose Offensivszene blieb fast die einzige zwingende. Die gesamte Mannschaft schien anfangs wie paralysiert. Bochum hatte bereits drei hochkarätige Möglichkeiten, als Sven Kreyer nach 13 Minuten zum 1:0 traf (begünstigt durch einen Fehlpass von Raschid El Hammouchi). Der aus dem Profiteam strafversetzte Kevin Scheidhauer traf Anfang der zweiten Hälfte zum 2:0.

Reichert: „Vorstand raus“-Rufe sind nicht förderlich für das Team

WSV-Kapitän Benjamin Reichert, mit Thomas Schlieter in der Innenverteidigung, sprach nach dem Spiel „von totaler Verunsicherung im Team“. Durch Verletzungen und aus anderen Gründen sei man in diese Situation geraten. „Dass die Fans von der ersten Minute an „Vorstand raus“ rufen, kann da nicht gut für uns sein. Soll das denn noch Wochen so weitergehen?“, fragte Reichert, der einer von acht Spielern ist, der für die Regionalliga noch einen Vertrag besitzt. „Im fünften Spiel kein Tor geschossen. Langsam fängt jeder an, an sich zu zweifeln“, so Reichert. Dazu trage auch das Theater im Umfeld bei. „Von jeder Seite kommt etwas anderes auf dich zu, da macht sich jeder natürlich Gedanken um seine Zukunft.“

Zunehmend Gedanken muss sich der WSV nun auch über die Tabellensituation machen. Der Abstand auf den ersten Abstiegsplatz beträgt nur noch sieben Punkte.
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Kommentar: Ein trauriger Auftritt

Traurig, was sich derzeit um das einstige Wuppertaler-Fußball-Aushängeschild tut. Das „Imperium schlägt zurück“ – frei nach Star-Wars-Regisseur George Lucas – würde die derzeitige WSV-Führung nach ihrer Info-Offensive gegenüber den Mitgliedern wohl gerne lesen. Doch die Farbbroschüre, in der man den Mitgliedern den künftigen Kurs vorschlägt, macht deutlich, dass man in Wuppertal jegliche Bodenhaftung verloren hat.

Die Suggestivfragen, mit denen der Kurs gleich legitimiert werden soll, sind nichts als Pseudo-Demokratie. Natürlich möchte jeder gerne den WSV weiter in der Regionalliga spielen sehen – und noch lieber in der 3. Liga. Natürlich sind die Zahlungen von Friedhelm Runge dafür ein Pfund. Aber die entscheidenden Fragen werden in der Broschüre an die Mitglieder nicht gestellt. Was wäre der WSV danach ohne seinen langjährigen Hauptsponsor? Antwort: Nichts! Die Abhängigkeit würden nur noch fortgeführt und noch verstärkt, ganz abgesehen davon, dass das Zahlenwerk vorne und hinten hakt. Eine Million Euro für erste und zweite Mannschaft sowie A-Jugend? Wie soll das passen, wenn allein schon die noch weiter laufenden Verträge plus Berufsgenossenschaft mehr als die Hälfte davon verschlingen dürften. Was ist mit Zinsen für die durch Friedhelm Runge verbürgte Kontokorrentlinie (Überziehungskredite)? Wie mit diesem Etat der proklamierte ambitionierte Profifußball gespielt werden soll, ohne weitere Darlehen aufzunehmen, fragt sich jeder.

Wie sollen neue ehrenamtliche Mitarbeiter, die das Herz eines Vereins ausmachen, und die in den vergangenen Wochen und Monaten in Scharen verprellt wurden, gewonnen, wie ein wieder funktionierender Aufsichtsrat gefunden werden?

Alles macht den Eindruck, als ob eine außerordentliche Mitgliederversammlung verhindert werden soll. „Wir prüfen nach“, heißt es stets, seit vor jetzt elf Tagen der Mitgliederantrag auf der Geschäftsstelle eingetroffen ist. Hat der Vorstand Angst vor dem Votum der Mitglieder, obwohl unter den inzwischen nur noch wenigen regelmäßigen Stadionbesuchern auch etliche sind, die den Standpunkt von Friedhelm Runge unterstützen? Frei nach dem Motto: Er hat den Verein über Jahre erhalten.

Oder hat der Wahlkampf für eine solche Mitgliederversammlung mit dem Schreiben begonnen? Das „Programmheft“ dürfte Friedhelm Runge aus der Portokasse bezahlen, während Spieltagshefte derzeit aus Kostengründen nicht mehr gedruckt werden.

Die „Initiative WSV 2.0“ hätte sich durch einen besseren Besuch im Stadion am Samstag sicher ein noch klareres Votum für sich erhofft. Was sich vor dem Spiel um die Initiativmitglieder herum auf dem Vorplatz abspielte, hatte im Gegensatz zum derzeitigen Vorstandskurs aber Bodenhaftung. Wirkliche Klarheit kann aber nur eine Mitgliederversammlung bringen.