Der WSV erzwingt sein Glück
Quelle: Westdeutsche
Zeitung vom 30. April 2007
Durch einen 2:1-Erfolg in Bremen bleiben die Wuppertaler im
Aufstiegsrennen.
Wuppertal. Wenn es
nicht anders geht, dann muss man das Glück erzwingen. Das
dürfte sich
Trainer Wolfgang Jerat gedacht haben, der dem WSV bei seinem Einstand
in Bremen gegen Werder II eine offensiv ausgerichtete Taktik verordnete
und die Mannschaft erstmals in dieser Saison im 4-3-3-System mit drei
Stürmern auflaufen ließ.
Dass diese Taktik in der ersten
Spielhälfte überhaupt nicht aufgegangen war, spielte nach dem
turbulenten Regionalligaspiel kaum noch eine Rolle. Der WSV hatte mit
2:1 (0:1) nicht einmal unverdient gewonnen, weil er die eklatante
Bremer Abschlussschwäche durch einen Konter über Gaetano
Manno und
Tobias Damm (86.) bestrafte.
Zuvor hatte Dirk Heinzmann (56.)
den 1:1-Ausgleich geschafft. Die Bremer erwiesen sich als Meister im
Auslassen klarster Torchancen, begünstigt durch einen WSV, der
eine
seiner schwächsten Defensivleistungen in dieser Saison bot und in
einigen Szenen pures Glück hatte, nicht höher in
Rückstand zu geraten.
Den
wachsenden Reiz der Partie machte aus, dass die Bremer das Spiel
gewinnen wollten, während der WSV unbedingt gewinnen musste.
Symptomatisch das Bild bei Bremer Eckbällen: Da lauerten jeweils
drei
Wuppertaler Stürmer (für den kopfballstarken Heinzmann, der
hinten
aushalf, rückte Lejan auf Linksaußen) an der Mittellinie auf
abgewehrte
Bälle.
Bremens Trainer Thomas Wolter hielt mit nur zwei
Abwehrspielern dagegen. Dem Siegtreffer ging allerdings ein Bremer
Abwehrfehler nach einem Einwurf voraus. Kein Zufall, dass der WSV den
entscheidenden Spielzug in Überzahl herausspielte, da die drei
Stürmer
konsequent ihre Positionen hielten.
„Ich hätte nach einer
halben Stunde alle Feldspieler runternehmen können. Wenn wir in
dieser
Phase noch zwei, drei Tore kassieren, dann hätten sie mich nicht
mehr
über die Wuppertaler Stadtgrenze gelassen", kommentierte Wolfgang
Jerat
den Ritt auf der Rasierklinge.
Die Auswechslung von Marcel
Reichwein, dessen erster Einsatz als Außenverteidiger als
missglücktes
Experiment abgehakt werden musste, bezeichnete Jerat als ein „Opfer"
und Signal an die Mannschaft, die Probleme hatte, Jerats Vorgaben gegen
die spielstarken Bremer umzusetzen.
„In den Minuten vor der
Pause haben wir gemerkt, wie sie zu knacken sind", meinte Jerat, der
mit Jean Louis Tavarez einen Spieler einwechselte, der ebenfalls sein
Glück erzwingen wollte. „Es war eine schöne Woche, und es hat
wieder
Spaß gemacht. Doch wenn wir nur ein Spiel verlieren, ist es mit
dem
Aufstieg vorbei", sagte Tavarez.