Quelle: Westdeutsche
Zeitung vom 10. September 2007
Beim 4:1 (2:0)-Sieg des Wuppertaler SV in Braunschweig schießt
der Stürmer drei Tore.
Langsam gehen den Skeptikern die
Argumente aus, denn der WSV sorgt weiter für Spektakel und mischt
mit
seiner offensiven Spielweise die Liga auf. Auch wenn Fortuna
Düsseldorf
weiterhin den Platz an der Sonne einnimmt, der WSV begeistert mit dem
schöneren Fußball. So auch beim 4:1 (2:0)-Sieg in
Braunschweig. Am
kommenden Sonntag im Heimspiel gegen den Aufsteiger SV Babelsberg
(Anstoß 14 Uhr) hat sich die Elf von Trainer Wolfgang Jerat eine
Kulisse verdient, die jenseits der 5000 Zuschauer-Marke liegt.
Der
WSV ist wieder hip. Dank einer Spielweise, die mit drei Stürmern
und
einem spielstarken Mittelfeld nur ein Ziel kennt: über
risikofreudiges
Direktspiel aus dem Mittelfeld zum Abschluss zu kommen. „Wir wollen
immer wieder diese Pässe. Alibi-Bälle dagegen nicht", sagt
WSV-Trainer
Wolfgang Jerat. „Dabei macht es keinen Unterschied, ob wir zuhause oder
auswärts spielen."
Dass der WSV auch bei der schwachen Eintracht
ein Heimspiel hatte, ist das Verdienst von Matchwinner Mahir Saglik.
Der türkische Supertechniker versetzte mit seinen Saisontreffern
vier,
fünf und sechs dem abstiegsbedrohten Zweitliga-Absteiger den
Knockout
und schoss und köpfte sich selbst an die Spitze der
Regionalliga-Torschützenliste. „Wir hätten unsere Chancen
noch besser
ausspielen müssen", merkt der mit Lob überschüttete
Saglik kritisch an.
Auch im Zusammenspiel mit Sturmpartner Tobias Damm, der sein
fünftes
Tor im fünften Spiel erzielte, sieht „Mayo" noch Luft. „Aber auch
das
wird von Woche zu Woche besser."
Die drei Tore von Braunschweig
widmet Saglik seinem Vater, der selbst Fußballer war und in
Braunschweig die Gala-Show seines Sohn auf der Tribüne verfolgte.
„Ohne
seine Unterstützung wäre ich nicht so weit gekommen", glaubt
Saglik.
Vor allem das erste Tor nach 16 Minuten, als er den Ball Vollspann mit
links aus der Luft nahm und via Innenpfosten ins Netz knallte, war
Extraklasse.
Dass trotz des begeisternden Offensivspiels noch
kein Grund für ausufernde Euphorie herrscht, liegt nach wie vor an
der
wackelnden Defensivabteilung. In den ersten 15 Minuten hätte die
Eintracht ob der mangelnden Zuordnung und Schläfrigkeit der
Verteidigung leicht führen können. „Am Anfang waren wir nicht
großartig
besser. Wir müssen noch besser verteidigen", sagt Saglik. Doch mit
der
verunsicherten Eintracht erwischte der WSV den richtigen Gegner, dessen
Moral spätestens nach der zweifelhaften roten Karte gegen
Rodrigues
gebrochen war. In der zweiten Halbzeit nutzte Trainer Jerat die
Gelegenheit, um angeschlagenen Spielern eine Auszeit zu gönnen.
Auch
das Team insgesamt sparte Körner. Schließlich liegt eine
anstrengende
englische Woche hinter dem WSV.
TRAINER ERSTMALS GEFEIERT
Sieben
Spiele, sieben Siege: So lautet die Auswärts-Bilanz von
WSV-Trainer
Wolfgang Jerat (Foto: Andreas Fischer) seit seinem Amtsantritt. Dass er
ein Anhänger offensiven Fußballs ist, zeigt das
beeindruckende
Torverhältnis von 20:5-Treffern. Erstmals belohnten die WSV-Fans
Jerats
Offensivkurs und feierten ihn nach dem Sieg in Braunschweig mit
Sprechchören.
„Ich hatte schon immer ein gutes Verhältnis zu
den Fans und bereits vor drei Monaten viel Zustimmung bekommen.
Entscheidender ist aber für mich, dass wir aufsteigen. Dann
können wir
uns feiern lassen." Für das nächste Heimspiel gegen
Babelsberg wünscht
sich Jerat 6000 bis 7000 Zuschauer.
SPIELER mit GUTER LEISTUNG
Eine
seiner besten Saisonleistungen zeigte Tim Jerat beim Sieg in
Braunschweig. Nach zuletzt schwächeren Auftritten hatte er sich
ein
wenig den Unmut des WSV-Publikums zugezogen. Natürlich auch
deshalb,
weil er Sohn des Trainers ist und besonders kritisch beäugt wird.
Sein
Vater sieht das etwas anders. „Tim hat schon in den letzten drei
Spielen gut gespielt."