Hattrick-Rekordler Michael Tönnies
über Tore und Krankheit
»...dann habe ich Todesangst«
Quelle: 11 Freunde vom 27.08.2011
Vor 20 Jahren war er der King des Ruhrgebiets: Mit drei
Toren in nur fünf Minuten gegen den Karlsruher SC stellte der
Duisburger Michael Tönnies eine bis heute unerreichte Rekordmarke
auf. Vom Ruhm ist nicht viel geblieben: Tönnies ist todkrank. Wir
sprachen mit ihm.
Vor 20 Jahren sicherte sich Michael Tönnies seinen Eintrag in die
Bundesliga-Geschichtsbücher. Binnen fünf Minuten erzielte der
Duisburger Angreifer beim 6:2-Sieg gegen Oliver Kahn und den Karlsruher
SC einen Hattrick – eine bis heute unerreichte Bestmarke. Doch viel ist
von Ruhm des 27. August 1991 nicht übrig geblieben: Nach dem
Karriereende 1994 eröffnete Tönnies eine Gaststätte in
Essen-Kray und entdeckte seine Leidenschaft fürs Rauchen. Ein Jahr
später hatte er viel Geld verloren und trat eine Arbeitsstelle in
der Glas- und Gebäudereinigungsfirma seines Vaters an. Die
Zigaretten aber blieben. Heute ist der 51-Jährige todkrank und
darf ohne eine mobile Sauerstoffflasche nicht mehr aus dem Haus, weil
sich selbst 30 Schritte für ihn wie ein Marathon anfühlen.
Ein Gespräch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Michael Tönnies, wie fällt Ihre Erinnerung an den
Hattrick-Rekord aus?
Michael Tönnies: Es war der sechste Spieltag, zuvor hatte ich
einmal gegen den VfB Stuttgart getroffen. Das besondere war ja, dass
ich Oliver Kahn nicht nur drei Tore innerhalb von fünf Minuten
eingeschenkt habe, sondern insgesamt fünf in dem Spiel. So stand
ich mit sechs Treffern lange Zeit an der Spitze der Torjägerliste.
In der Sportschau war immer mein Bild zu sehen, das war sehr angenehm.
Dass dieses Spiel heute noch erwähnt wird, ist eine schöne
Sache für mein Selbstvertrauen.
Wie geht es Ihnen heute?
Michael Tönnies: Körperlich geht nicht mehr viel. Ich habe
ein Lungenemphysem. Mein Blut wird nicht mehr mit Sauerstoff
angereichert, dadurch bin ich nicht mehr belastbar. Vor sechs Jahren
bin ich Rentner geworden, weil kein Arbeiten mehr möglich ist.
Wie kam das zustande?
Michael Tönnies: Ich war starker Raucher, und nach meiner aktiven
Zeit wurde es immer schlimmer. Ich habe teilweise bis zu 80 Zigaretten
am Tag geraucht. Vor sechs Jahren kam die Diagnose. Ich hatte etwas
gemerkt, aber dass es schon im Endstadium ist, hatte ich nicht gedacht.
Die Ärzte meinten, dass ich sofort mit dem Rauchen aufhören
muss. Das habe ich nicht geschafft.
Sind sie heute nikotinfrei?
Michael Tönnies: Ja, seit zwei Monaten. Für mich ist das ein
unheimlicher Erfolg, weil es endlich klick gemacht hat. Das war ein
Prozess über viele Jahre. Zuletzt habe ich nur noch in
Gesellschaft geraucht, wenn man mal ein Bierchen getrunken hat. Aber
selbst das ist zu viel. Ich hoffe, dass sich mein Zustand jetzt noch
minimal verbessert. Aber eigentlich wird es immer schlimmer.
Wie macht sich die Krankheit bemerkbar?
Michael Tönnies: Von heute auf morgen konnte ich keine zehn Meter
mehr mit einem Eimer Wasser in der Hand laufen. Dass die Attacken ohne
Vorwarnung kommen, ist bis heute so. Ich sitze zu Hause und fühle
mich gut, und zwei Minuten später kriege ich keine Luft mehr. Das
ist brutal, und deswegen kann ich kaum Termine machen. Wenn die
Panikattacken kommen, habe ich Todesangst. Durch die
Überblähung habe ich einen Ballon in mir, das ist ein
richtiger Druck.