Der Wuppertaler Sportverein hat am heutigen Dienstag Insolvenz wegen Zahlungsunfähigkeit angemeldet. Das teilte der Vorstandsvorsitzende Alexander Eichner um 14 Uhr in einer Pressekonferenz mit. „Das ist ein bitterer Moment. Allerdings: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Was jetzt beginnt, ist eine neues Kapitel in der Geschichte des WSV.“ Betroffen sind von dem Schritt 67 Mitarbeiter - viele davon in Teilzeit beschäftigt. Ihre Gehälter sind über die Arbeitsagentur noch für drei Monate gesichert.
Die
erste Mannschaft des WSV soll in der nächsten Saison in der
Oberliga starten. Mehr als Oberliga wäre angesichts der Zahlen
auch nicht realistisch gewesen, erkärte Sportvorstand Achim Weber.
Die zweite Mannschaft wird in die Landesliga abgestuft. Die
Jugendmannschaften bleiben sportlich von der Insolvenz unberührt.
Wie hoch die Verbindlichkeiten des Vereins aktuell sind, wurde allerdings nicht bekannt. Die Entscheidung zur Insolvenz sei aber sehr eindeutig ausgefallen, sagte Alexander Eichner. Die Gespräche mit Jochen Leonhardt, dem Vertrauten und Vertreter des Ex-Präsidenten und Hauptgläubigers Friedhelm Runge beschrieb Eichner dagegen als schwierig. Leonhardt habe am vergangenen Donnerstag eine rasche, verbindliche Erklärung von Runge versprochen, diese habe dann aber auf sich warten lassen. Und zwar bis zum heutigen Dienstag, kurz nach dem Amtsgerichtstermin (siehe Infokasten unten). Da die Inhalte von Runges Erklärung aber schon vorab bekannt waren, habe das keinen Einfluss mehr auf die Insolvenz gehabt. Diese sei nicht mehr abwendbar gewesen.
Runge, der gerade im Urlaub auf den Kapverden ist, sagte der WZ am Telefon: „Für das Geld, das ich in zwei Jahren in den WSV stecke, kann ich hier eine Insel kaufen. Und das überlege ich mir gerade auch.“
Als Insolvenzverwalter hat das Gericht Jörg Bornheimer von der Kanzlei Görg bestellt, der 2002 bereits mit der Insolvenz der LTV-Betriebs GmbH in der zweiten Handball-Liga befasst gewesen war und damals zusammen mit Stefan Adam einen Neuanfang in der Regionalliga ermöglichte. „Dass ich das Ding auch jetzt retten möchte, ist klar, ich kenne aber noch keine Zahlen und bin erst um 13.30 Uhr von Amtsgericht informiert worden“, sagte Bornheimer der WZ. Bis nächste Woche wolle er nun zunächst ausloten, welche Möglichkeiten es zur Rettung gibt.
Sportlich startet der WSV in der neuen Saison bei Null, wie Achim Weber erklärte. Sieben Spieler des aktuellen Kaders haben zwar noch einen Regionalligavertrag - doch für die Oberliga gibt es keine vertraglichen Bindungen. Sowohl der Trainerstab als auch die weiteren Positionen sind noch offen. Der Spielbetrieb soll dennoch nahtlos fortgesetzt werden. "Es ist aber kein Problem, wenn der Kader beim ersten Training noch nicht komplett steht", sagte Weber. Das erste Jahr soll deshalb auch zur Stabilisierung genutzt werden.
Zunächst soll aber der Trainerposten besetzt werden. Peter Radojewski sei einer der Kandidaten dafür. Eine Entscheidung soll möglichst noch bis zum Ende der Woche fallen. Achim Weber bestätigte am Dienstag außerdem, dass Manager Tobias Gebert derzeit freigestellt sei. Finanziell sei die Weiterbeschäftigung im neu aufgestellten Verein außerdem nicht möglich.
Im Umgang mit den Sponsoren bringe die Insolvenz nicht nur Probleme für den Verein, erklärte Alexander Eichner. Im Gegenteil: Manche Sponsoren seien bereit, angesichts der Aufbruchstimmung einen freiwilligen Mehrbeitrag zu leisten. Andere seien froh, dass es fortan keine so dominante Marke mehr wie die des bisherigen Hauptsponsors "Emka" geben wird. Achim Weber berichtete sogar von ungewohntem Zuspruch, den er derzeit erlebe. Am Rande des verlorenen Spiels in Verl sei sogar ein Unternehmer von sich aus mit Sponsoringzusagen auf ihn zugekommen.
Der
Vorstand rechnet für die kommende Saison mit einem Etat von
800.000 Euro. Achim Weber erklärte, dass dieser Rahmen zugleich
das Ende der Vollprofis beim WSV bedeutet.
Vollzeitfußballer seien für einen Verein wie den WSV auch
nicht realistisch - für junge Talente auch nicht angemessen. "Wir
bewegen uns zukünftig im Amateurbereich. Spieler, die in Zukunft
beim WSV Fußball spielen, können tagsüber auch anders
geistig- und körperlich beschäftigt sein." Insgesamt werde es
nur noch wenige bezahlte Kräfte beim WSV geben.
WSV hofft auf Insolvenzverwalter Bornheimer
Erstes
Treffen mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter.
Jörg Bornheimer ist der Mann, der in den nächsten Tagen und
Wochen das Schicksal des WSV in seiner Hand hält. Mit Prognosen
will sich der 53-jährige Wuppertaler, der am Dienstag vom
Amtsgericht als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt wurde,
zurückhalten. Er hat für Donnerstag eine erste Erklärung
angekündigt. Am Mittwoch gab es ein erste Gespräche mit den
WSV-Verantwortlichen.
Neben der Kardinalfrage, ob der WSV genügend Masse aufweisen kann, um ein Insolvenzverfahren zu eröffnen, geht es um die aktuellen WSV-Mitarbeiter. Deren Zahl, die WSV-Rechtsberaterin Sarah Wolf am Dienstag mit 67 beziffert hatte, relativierte Verwaltungsrat Jörg Wolff.
„Mitgezählt sind auch Spieler oder etwa Ex-Trainer Hans-Günter Bruns, deren Verträge Ende Juni enden.“ Festangestellte gebe es nur zwei, fast alle übrigen – neben dem sportlichen Personal – seien Teilzeitkräfte oder geringfügig Beschäftigte. Ob und wann sie Konkursausfallgeld erhalten, gehört auch zu den Dingen, die Bornheimer klären muss.
Lob für Bornheimer von Handball-Manager Stefan Adam
Ein dickes Lob erhielt dieser von Stefan Adam, mit dem er 2002 in der Insolvenz der LTV-Handball-Spielbetriebsgesellschaft gewirkt und die Gründung der neuen Wuppertaler Handball-Marketing Gesellschaft ermöglichst hatte. Adam: „Er hat sich extrem für die Sache eingesetzt und versucht, alle Bereiche, die solch eine Situation an Positivem haben kann, herauszuziehen.“ Bornheimers Interesse am Sport habe dabei sehr geholfen.
Auch bei der Verpflichtung eines Trainers wird Bornheimer das letzte Wort haben. Sportvorstand Achim Weber will am Donnerstag dem Verwaltungsrat zwei Kandidaten – darunter Peter Radojewski – vorschlagen, um eventuell kommende Woche erste Spieler-Sichtungstrainings durchzuführen. Genereller Trainingsbeginn solle der 22. Juni sein.
Die neue Oberliga-Saison beginnt am 28. Juli. Ob es der WSV, wie angestrebt, schafft, bis 30. Juni die Insolvenz zu eröffnen, ist auch für Rainer Lehmann von Fußballverband Niederrhein eine wichtige Frage. „Je eher wir Klarheit haben, desto besser.“
Der WSV wäre dann dritter Absteiger in die Oberliga-Niederrhein, die dann in der kommenden Saison 20 statt nach aktuellem Stand 18 Teams umfassen würde. Gleichzeitig wäre die WSV-Zweite erster Absteiger in die Landesliga, wodurch auch der 16. der Abschlusstabelle, Uedesheim, noch in der Oberliga bleiben würde.
Mit
einem Sieg am letzten Spieltag hätte der Cronenberger SC diesen
Platz noch erreichen können, ist aber als 17. bei allen Szenarien
abgestiegen.
Sanierung des WSV: Gute Chance auf die Insolvenz
Es gibt offenbar neue Hoffnung für den Traditionsclub.Das vom WSV beantragte Insolvenzverfahren kann offenbar eröffnet werden und das vermutlich auch noch in diesem Monat, so dass der WSV in der nächsten Saison in der Oberliga spielen kann. Das haben gestern Recherchen der WZ ergeben. Könnte das Verfahren nicht eröffnet werden, dann müsste der Verein liquidiert werden und verschwände von der Bildfläche.
Derzeit
erstellt der Wuppertaler Insolvenzverwalter Jörg Bornheimer von
Görg Rechtsanwälte ein Gutachten, das bescheinigen soll, ob
der WSV in die Insolvenz gehen kann. Die Entscheidung darüber wird
der zuständige Insolvenzrichter am Wuppertaler Amtsgericht
treffen. In der Praxis orientiert sich der zuständige Richter an
den Empfehlungen, die aus dem Gutachten resultieren.