Dass jemand ehrenamtlich einen Profi-Fußballklub in sportlich bessere Zeiten führen will, ist in Deutschland mindestens ungewöhnlich. Jörg Albracht, ehemaliger WSV-Torhüter (von 1987 bis 1994), hat genau das vor. Umso erstaunlicher, dass Nachfragen dazu, ob Albracht wirklich kein Salär erhält im Rahmen der gestrigen Präsentation der neuen sportlichen Verantwortlichen von Präsident Friedhelm Runge zunächst brüsk abgeschmettert wurden. Albracht, designiertes Vorstandsmitglied Sport, antwortete dann aber selbst:
„Ja, ich arbeite ehrenamtlich für den WSV. Ich trete in Vorleistung für die Zukunft.“ Es bestehe aber die Idee, aus der ehrenamtlichen Stelle eine bezahlte zu machen, wenn sich sportlicher Erfolg einstelle und der WSV sich das wieder leisten könne. Jörg Schmadtke habe in Aachen auch zuerst unbezahlt gearbeitet, sagte Albracht im Stadion-Vip-Raum.
Runge-Berater Dietmar Grabotin hat die jüngsten Personalien eingefädelt
Albrachts Ziel ist es, den WSV zum Aufstieg zu führen. Dass diesbezüglich eine Menge Arbeit auf ihn wartet, ist dem 47-Jährigen bewusst. „Ich war am vergangenen Samstag beim Spiel gegen Elversberg mit meiner Frau auf der Gegengeraden. Ich bin der Meinung, dass der Zustand sportlich noch schlimmer ist als 1987, als ich als Spieler zum WSV gekommen bin. Ich will keine Kritik an meinen Vorgängern üben. Aber wir müssen wieder Spaß und Aggressivität reinbekommen. Ich versuche im Team eine Mannschaft zusammenzubauen, die um den Aufstieg mitspielt“, sagte Albracht. Selbst beworben hat er sich für den Job beim WSV nicht. Eingefädelt hat die jüngsten Personalien (auch die des neuen Co-Trainers und Ex-WSV-Spielers Karsten Hutwelker) Runge-Berater Dietmar Grabotin. Erst an Ostern wurde Übereinkunft bezüglich einer endgültigen Zusammenarbeit beider Parteien geschlossen.
Albracht erwartet am Dienstag eine Liste zum Kader für die neue Saison
Beim heutigen Auswärtsspiel in Mönchengladbach will sich
Albracht erneut ein Bild von der Mannschaft machen. Am Dienstag
erwartet er dann von Trainer Michael Dämgen, der am Unternehmen
Aufstieg weiter mitarbeiten darf („ich habe keinen neuen Vertrag
unterschrieben, der bisherige läuft weiter“) und von Hutwelker
(„der WSV ist meine erste echte Trainerstation“) eine Liste mit Namen
von Spielern, die bleiben, kommen oder gehen sollen. Der WSV hatte sich
im Vorfeld über Albrachts berufliche Vergangenheit informiert.
Gerüchten, dass er wegen Verfehlungen zum 30. Juni 2010 als
Geschäftsführer der Spielergewerkschaft VDV ausgeschieden
sei, erteilte Albracht eine Absage. „Ich kann mir nichts vorwerfen, es
war eine einvernehmliche Trennung.“
Jörg Albracht tritt als Vorstand des Wuppertaler SV zurück
Quelle: Westdeutsche Zeitung vom 30.01.2012
Unmittelbar nach dem Spiel gegen Fortuna Köln verkündete der Wuppertaler SV am Samstag den Rücktritt von Sportvorstand Jörg Albracht. Albracht, der das Amt seit der Jahreshauptversammlung im Sommer innegehabt hatte und darüber hinaus - ehrenamtlich - die Rolle als Manager übernommen hatte, begründete seinen Rücktritt mit gesundheitlichen Problemen.
Nach seiner Knieoperation im September habe er das Bein zu früh wieder belastet. Zuletzt sei ein Riss der Quadrizepssehne oberhalb der Kniescheibe diagnostiziert worden, eine erneute Operation sei wahrscheinlich, hieß es in der vom WSV verbreiteten Stellungnahme Albrachts. Eine mehrmonatige Krankenhaus- und Reha-Zeit sei in jedem Fall unumgänglich.
Albracht selbst ist seit Wochen für eine persönliche Stellungnahme nicht erreichbar. Seine Aufgaben wollen sich zunächst Trainer Hans-Günter Bruns sowie die beiden weiteren Vorstandsmitglieder Friedhelm Runge und Lothar Stücker teilen. Runge sagte: "Es musste jetzt Klarheit her, schließlich stecken wir in den Vorbereitungen für die Lizensierung für kommende Saison."