Nach dem 1:1 im Heimspiel beginnt beim WSV das Nachdenken über Aufwand und Ertrag.

 Auf Tabellenplatz acht der Regionalliga West hat der Wuppertaler SV die Vorrunde abgeschlossen. Die Stimmung nach dem mageren 1:1 gegen den harmlosen Tabellensiebten SC Verl am Samstag vor der Minuskulisse von 725 Zuschauern im Stadion am Zoo ging bei Fans, Spielern und Verantwortlichen aber deutlich tiefer in den Keller.

„Soll das Jahr für Jahr hier so weitergehen? Es muss sich deutlich etwas ändern. So ist das auch gar nicht finanzierbar“, sagte Finanzvorstand Lothar Stücker tief deprimiert. Präsident Friedhelm Runge hatte den müden Kick verpasst, weil er als Vizepräsident des Bundesverbands mittelständischer Unternehmer auf einer Tagung in Berlin weilte.

Die übrigen Verantwortlichen äußerten sich dafür deutlich. „Es hat sich nichts geändert. Bis auf das Tor haben wir uns keine echte Torchance herausgearbeitet“, sagte Manager Tobias Gebert, zum Auftritt der Mannschaft, die nach der Beurlaubung von Trainer Hans-Günter Bruns unter Nachfolger Jörg Jung zum dritten Mal Unentschieden gespielt hat, aber so nicht von der Stelle kommt.

Erneut kaum zwingende Torchancen herausgearbeitet

Auf dem tiefen Rasen fehlten einmal mehr die Qualität und der Plan nach vorne, um den als konterstark bekannten Gegner aus einer gesicherten Defensive heraus in Verlegenheit bringen zu können. Jung hatte bis auf Mehmet Boztepe, der sich am Morgen mit einem grippalen Infekt abgemeldet hatte, die gleiche Elf wie gegen RWE aufgeboten. Und die übernahm, nachdem sie anfangs mit ihren zwei Viererketten zu tief gestanden hatte, die Spielkontrolle.

So war das 1:0 verdient, als Marco Neppe aus dem Halbfeld auf Christian Knappmann flankte, dessen Gegenspieler falsch stand und der Torjäger per Flugkopfball zu seinem zwölften Saisontreffer einnetzen konnte. Es war aber auch eine der wenigen guten Szenen des Torjägers, der viel zu wenig Unterstützung erhielt, aber auch selbst wenig zum Spiel beitrug.

„Ich bin sprachlos, das war ein verdientes Unentschieden zweier schwacher Mannschaften“, wetterte der in Verl wohnende Knappmann anschließend und beklagte das einfallslose Offensivspiel. „Wenn man dann aber schon 1:0 führt, muss man es auch zu Ende spielen“, kritisierte Trainer Jörg Jung. Unverständlicherweise stand seine Elf nach der Pause für einige Minuten wieder zu tief, bekam den Ball nicht weg und kassierte durch Fabian Großeschallau den Ausgleich.

Nach der Pausenführung durch Knappmann zu tief gestanden

Danach war zwar das Bemühen erkennbar, wieder den Vorwärtsgang einzulegen, doch richtig zwingend wurde es selten. Der junge Jan Steffen Meier und Kapitän Tom Moosmayer bemühten sich um etwas Ordnung, insgesamt passten aber nach vorne weder Zusammenspiel noch Laufwege. Moosmayer sprach nachher zudem von fehlender Qualität und meinte wohl vor allem den Offensivbereich.

„Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen, sie haben einen hohen Aufwand betrieben“, sagte Trainer Jung und schloss seine Analyse mit der üblichen Formel: „Wir müssen jetzt auf das nächste Spiel schauen.“

Nachdem der Meisterschaftszug trotz kurioser Ergebnisse an der Spitze (Viktoria Köln spielte gegen Bergisch Gladbach nur 4:4) längst abgefahren ist, scheinen die Verantwortlichen schon weiterzublicken. Von einem möglichen Abspecken in der Winterpause ist zu hören. „Mit unserem Etat (rund zwei Millionen Euro, d. Red.) sind wir in der Liga weit oben angesiedelt, da stimmt der Ertrag gar nicht“, deutete Lothar Stücker ein Umdenken an.