Beim 3:1-Erfolg über Oberhausen finden die Hausherren erst nach ihren Toren so richtig ins Spiel.
Die Erleichterung beim Wuppertaler SV war fast mit Händen zu greifen, als am Samstag nach 90 wechselvollen Minuten im Tradionsderby gegen Rot-Weiß Oberhausen ein 3:1-Sieg feststand. Wie tief die Verunsicherung nach fünf Spielen ohne Sieg steckte, wurde vor allem in den ersten 45 Minuten deutlich, als Oberhausen in fast allen Belangen die bessere Mannschaft war und der zaghafte WSV von einer Verlegenheit in die andere geriet. Dabei hätte das frühe 1:0 durch einen Sonntagsschuss von Robert Fleßers eigentlich Sicherheit geben müssen.

Sindi vergibt die große Führungschance für RWO

Selbst Torwart Christoph Semmler, der zuletzt in Bochum erstmals gepatzt hatte, ließ sich von der Nervosität anstecken, als er einen einfachen Freistoßball aus den Armen fallen ließ – diesmal ohne Folgen. Allerdings konnte der WSV auch von Glück sagen, dass nur Karoj Sindi, der aus der WSV-Jugend kommt, eine der zahlreichen Oberhausener Gelegenheiten bis zur Pause nutzte.

Was passiert wäre, hätte Sindi gleich nach Wiederbeginn eine „Hundertprozentige“ aus sieben Metern zur Führung genutzt, wollte man sich beim WSV gar nicht erst ausmalen. Doch Semmler parierte in Klassemanier, und dann nahm die Partie eine wundersame Wendung.

Torwartfehler bei Landers’ 40-Meter-Freistoß in den Winkel

„Irgendetwas müssen wir verbrochen haben, unfassbar, wie wir so ein Spiel verlieren können. Wuppertal war praktisch mausetot, dann erzielen sie mit dem zweiten und dritten Schuss aufs Tor das 3:1“, meinte Oberhausens Trainer Peter Kunkel nachher fassungslos.

In der Tat waren es zwei Paukenschläge, die dem WSV in die Karten spielten. Erst verwertete Torjäger Christian Knappmann praktisch die erste brauchbare Flanke per Kopfballheber (48.), dann verwandelte Marcel Landers einen Freistoß von der Seitenlinie aus 40 Metern in den Winkel. Beide Male sah Ex-WSV-Torwart Patrick Nettekoven, dessen Schwäche bei hohen Bällen kein Geheinnis ist, schlecht aus.

Für Oberhausen war das Spiel danach gelaufen, erst recht, als Marvin Grumann nach zwei Foulspielen in Folge mit Gelb-rot vom Platz musste. Nun war es, als seien die WSV-Spieler von Zentnerlasten befreit. Plötzlich stürmten sie leichtfüßig und mit Spielwitz, mussten sich nur vorwerfen lassen, gegen die überforderte Oberhausener Dreierkette nicht nachgelegt zu haben. Die hatte sich in der ersten Häfte gegen das dem WSV von Trainer Bruns verordnete 4-3-3-System noch immun gezeigt.

Bruns korrigierte das nach dem Oberhausener Ausgleich mit der Hereinnahme von Mehmet Boztepe als zweiten zentralen Stürmer. So richtig Wirkung zeigte das aber erst in der letzten halben Stunde. Wie nachhaltig das Erfolgserlebnis wirkt? „Das wird man erst am Freitag gegen Lotte sehen“, sagte Bruns denn auch anschließend vorsichtig, sprach aber von einem Schritt in die richtige Richtung und einem „ganz, ganz wichtigen Sieg“.

„Es spricht alles für den Trainer. Er hat alles richtig gemacht“, gab Präsident Friedhelm Runge seinem Übungsleiter Rückendeckung. Dass unter den nur 1441 Zuschauern neben 500 Oberhausenern und seinem „Freund“ Rudi Assauer auch einige Trainer, die vielleicht auf ein neues Engagement hoffen, gewesen waren, dürfte auch Runge nicht entgangen sein.