Reinhold Fanz soll den Klassenerhalt der Regionalligamannschaft des WSV sichern. Der Verein präsentierte am heutigen Mittwochmittag auf der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz den Nachfolger von Peter Radojewski, der gestern überraschend entlassen wurde. Fanz hat zunächst einen Vertrag bis zum Saisonende. Er ist beim WSV kein Unbekannter: Noch mit Günter Pröpper spiete er für Wuppertal in den 1970-er Jahren in der 2. Liga, seitdem hat er auch mehrere Stationen als Trainer erlebt, unter anderem bei Hannover 96, Eintracht Frankfurt und als Nationaltrainer in Kuba. Eigentlich habe er seine Trainerkarriere beendet gehabt, sagte er am Mittag vor der Presse. Doch am WSV habe stets sein Herz gehangen, deshalb wolle er nun noch einmal "vier Wochen lang die Ärmel hochkrempeln."

Ab dem 1. Juli soll Heiko Scholz das Training übernehmen. Ein Vertrag wurde darüber aber noch nicht abgeschlossen, erklärte Manager Tobias Gebert. "Wir schließen momentan überhaupt keine Verträge, dafür ist die Ungewissheit zu groß, wie es nach dem 30. Juni weiter geht:"

Geht es nach dem Vorstand, spielt der WSV auch in der kommenden Saison in der Regionalliga - mit ambitionierten Zielen. Bisher ist dafür ein Etat von 1,4 Millionen Euro vorgesehen. Als Hauptsponsor ist auch weiterhin Friedhelm Runges Emka Gruppe vorgesehen. Neue Darlehen seien allerdings nicht geplant. Diese soll es von Friedhelm Runge lediglich noch bis zum Ende der laufenden Saison geben. Entsprechende Zusagen liegen vor.

Ob der WSV in der nächsten Saison tatsächlich in der Regionalliga spielt, soll nun vom Votum der Mitglieder abhängen, die der Verein zu der Richtungsentscheidung schriiftlich befragt hat. Bisher, so sagte Gebert am Mittwoch, gebe es 217 Antworten. Außerdem soll es zwischen Ende Mai und Anfang Juni eine außerordentliche Mitgliederversammlung geben. Dem entsprechenden Antrag eines Mitglieds will der Vorstand folgen. Dass die Reaktion auf den Antrag etwas gedauert hat, habe an formalen Mängeln des Antrags gelegen, die Prüfung sei aufwändig gewesen, erklärte Präsident Klaus Matthies.

Die Pressekonferenz, die um 13 Uhr begonnnen hat, findet in angespannter Atmospähre statt. Sichtbares Zeichen dafür ist ein Mannschaftswagen der Polizei, der vor dem Stadion am Zoo Position bezogen hat. Vor dem Eingang zeigen außerdem einige WSV-Fans Präsenz. WSV-Präsident Klaus Matthies beklagte den aggressiven Ton der Fans. "Es ist nicht akzeptabel, dass der Vorstand nach Spielen von der Polizei vom Platz gebracht werden muss." Auch von der Zusammenarbeit mit der Presse zeigte er sich enttäuscht und kündigte eine härtere Gangart des Vereins gegen unangemessene Berichterstattung an.

Überraschung zum Ende der Pressekonferenz: Präsident Klaus Matthies verliest eine Email von Friedhelm Runge, die kurz zuvor eingegangen sei. Darin kündigt der Ex-Präsident an, die persönlichen Angriffe gegen ihn und seine Familie nicht länger hinnehmen zu wollen. "Ich habe lange geschwiegen, jetzt ist es genug",  beginnt Runge und beklagt die Hetze, vor allem im Internet. Dagegen werde er ab sofort mit anwaltlicher Unterstützung vorgehen.

Auch Manager Tobias Gebert erklärte, dass die Anfeindungen gegen seine Person bedrohliche Ausmaße angenommen hätten. Doch er wolle standhalten: "Ich bin kein Mensch, der aufgibt oder wegläuft." Er bedankte sich bei Polizei und Sicherheitsdienst für den Schutz und die Beratung in den vergangenen Wochen. Auch Präsident Klaus Matthies zeigte sich schockiert über das Geschehen. Allein ihn hätten hunderte Emails mit derben Beleidigungen erreicht. Ein Grund zum Aufgeben sei das aber nicht.