SV Borussia Wuppertal - Wuppertaler SV
0:1 (0:0)
Oberliga Nordrhein, 6.Spieltag 2001/2002



Datum: Samstag, 22.09.2001, 15:30 Uhr
Zuschauer: 5055 im Stadion am Zoo
Schiedsrichter: André Stachowiak (Duisburg)
Tore:   0:1 (67.) Frank Klemmer

SV Borussia Wuppertal
Wuppertaler SV
Trainer: Alfonso Del Cueto
Trainer: Frantisek Straka

WSV bleibt Platzhirsch am Zoo
Quelle: WZ vom 24.09.2001) 

Durch einen Treffer von Frank Klemmer besiegte der Wuppertaler SV den SV Borussia in einem insgesamt enttäuschenden Oberliga-Derby. 

Von Andreas Boller Vor einer Zweitligakulisse im Stadion am Zoo hielt vor allem der Gastgeber SV Borussia dem großen Erwartungsdruck nicht stand. 5000 Zuschauer verfolgten zumeist teilnahmslos das Derby, in dem sich der Platzhirsch WSV verdient mit 1:0 (0:0) durch ein Tor von Frank Klemmer gegen den harmlosen Aufsteiger durchsetzte. Der WSV verteidigte sein Revier am Zoo, weil die taktischen Vorgaben von Trainer Frantisek Straka geduldig umgesetzt wurden, und sich die WSV-Spieler weder gravierende Fehler noch dumme Fouls leisteten. In der 67. Minute hatten sie beim Tor des Tages auch das nötige Glück. Nach einem Freistoß von Walbröhl verpasste Mario Kraft den Ball, und Frank Klemmer (67.) ließ Borussen-Torhüter Christian Maly mit der "Picke" aus kurzer Distanz keine Chance.Ein früheres Tor hätte dem Spiel sicher gut getan. Eine Stunde lang passierte nämlich herzlich wenig auf dem tiefen Rasen, und auch von den gut gefüllten Rängen sprang der Funke nicht auf die Spieler über. Die WSV-Fans hatten sich im Auswärtsspiel entgegen ihren Gewohnheiten auf der Gegengeraden platziert und kamen erst nach der Führung in Fahrt, die Ölberger beschränkten sich auf einige verzweifelte Borussia-, Borussia-Rufe. Die vielen neutralen Zuschauer dagegen wirkten seltsam unbeteiligt wie Verhaltensforscher bei einer Exkursion in unbekanntem Gelände.Einige Pfiffe gab es zur Pause, denn bis dahin waren gute Chancen Mangelware. Die beste verpasste Jacques Goumai (39.), der freistehend den Ball über das Borussen-Tor schaufelte. Bei den Gastgebern setzten allein die früheren WSV-Spieler Knut Hartwig und Libero Christian Broos Impulse in der Offensive. Vorteile hatte der WSV vor allem über die rechte Seite mit dem starken Sven Steup und Sascha Walbröhl, die ihrem ehemaligen Mannschaftskameraden Dominik Kurtz das Leben schwer machten. Doch der Favorit WSV rannte nicht blindlings an, sondern sparte sich noch Kräfte für die zweite Halbzeit auf. Auch nach der Führung des WSV gelang es den Borussen nicht, die Abwehrkette des WSV mit Mademann, Kurt und Klemmer auf Herz und Nieren zu prüfen. Und bei den wenigen Schüssen auf das WSV-Tor war Nils Heese auf dem Posten. Die Gastgeber riskierten zu wenig, wollten wohl ihre neue Anzeigetafel schonen. "Die Borussen haben eine gute Einnahme, wir die Punkte", brachte WSV-Sportdirektor Jonny Hey das Spiel in einem Satz auf den Punkt.

 
 
Pfaff testete den tiefen Stadionrasen

"Wuppertal war, ist und bleibt Rot-Blau!" Dieser Text stand auf einem Transparent der WSV-Fans. Und der 1:0-Sieg des WSV im Derby bestätigt diese Aussage. 

Von Gerd Sonnenschein Ungewohnte Situation für den WSV: Der 1:0-Erfolg gegen Borussia war der zweite Auswärtssieg in der laufenden Saison. WSV-Präsident Friedhelm Runge: "Das Spiel war für mich ein typischer Ortskampf. Wir hatten mehr Ballkontakte, größere Chancen und waren die reifere Mannschaft. Gewisse "Spitzen" im Vorfeld gehören dazu und heizen die Stimmung an."
Sportdirektor Jonny Hey: "Ich bin froh, dass alles so fair abgelaufen ist. Der Sieg war hochverdient." Die Partie sollte ursprünglich mit zehnminütiger Verspätung beginnen, weil noch viele Zuschauer vor den Kassen standen. Jonny Hey zeigte dafür kein Verständnis. Seine Begründung: "Wenn Borussia mit etwa 4000 Zuschauern rechnet, dann müssen mehr als nur vier Kassen geöffnet sein. Im übrigen bereiten sich die Mannschaften genau auf den Punkt vor. Da kann eine Verzögerung von Nachteil sein." Stargast
Jean-Marie Pfaff, der für den FC Bayern München 156 Erstligaspiele als Torwart bestritt und für Belgien international spielte: "Ich habe ja auf dem Rasen gestanden. Der war sehr schwer zu bespielen. Für mich war klar, wer das erste Tor schießt, gewinnt die Partie. Mit Herrn Runge ist bereits vereinbart, dass ich wieder zum WSV komme. Dann stehe ich bei einem Elfmeterschießen im Tor."
Anwesend waren auch die Spitzenpolitiker Wuppertals. Oberbürgermeister Hans Kremendahl verließ die Partie aus Termingründen aber vorzeitig. Bürgermeister Peter Jung zum Spiel: "Es war ein gerechtes Ergebnis. Der WSV war meist überlegen. Borussia agierte zu verhalten. Vielleicht waren sie auch von der Kulisse beeindruckt."

Ex-WSV Spieler Knut Hartwig fand diese eher stimulierend: "Wir erspielen uns aber momentan zu wenige Chancen. Der WSV war insgesamt druckvoller." Vom Reservisten zum Matchwinner wurde Frank Klemmer: "Nach meiner Verletzung wäre ich normalerweise nicht in der Anfangsformation aufgelaufen. Das Tor ist nun eine gute Empfehlung. Da es ein schlechter Winkel für einen Spannstoß war, habe ich mit "Picke" abgezogen."
"Klemmer kam für Markus Bayertz kurzfristig ins Spiel, weil der sich einen "Hexenschuss" zuzog. Auch Daniel Janssen war verletzt. Ales Kohout wusste in der Pause nach einem Zusammenprall nicht einmal, dass er überhaupt gespielt hat. Wir haben verdient gewonnen", sagte Trainer Frantisek Straka.


 
Kasse stimmte für die Borussia

Trostpflaster für die verlorenen Punkte und ein Lob von Runge 

Von Manfred Osenberg "Prost!" Sie standen an der Theke, ließen sich das Kölsch schmecken. Früher hatten sie gemeinsam beim WSV gekickt, die Eigengewächse Sven Steup und Frank Wüster. Diesmal hatten sich die beiden Sudberger beharkt. Doch nach dem ersten Oberliga-Ortskampf war das Match im Matsch schnell abgehakt.
"Prost!" Borussias Präsident Hans-Gerd Krieger schüttelte noch lange nach der 0:1-Niederlage seiner Borussia gegen seinen Ex-Klub den Kopf. "Da nützen alle schönen Worte über uns als gute Gastgeber nichts, wenn wir am Ende ohne Punkte dastehen. Ehrlich, ich hatte an den Sieg der Borussia geglaubt." Krieger musste mit vielen Gästen anstoßen, die dem Ölberg-Klub zwar stumm, aber fest die Daumen gedrückt hatten. Krieger: "Immerhin stimmt die Kasse."
Ja, die Kasse stimmte. 5000 Zuschauer erlebten das Derby mit. Nur die Ehefrau von Hauptkassierer Harald Hombach nicht. "Die habe ich noch vor der Halbzeitpause mit dem vielen Geld nach Hause geschickt", erklärte der große weiße Häuptling vom Ölberg und ergänzte: "Eigentlich hätte ich die Polizei um Begleitschutz gebeten, aber das war zu riskant. Meiner Frau kann ich vertrauen. Wir führen schließlich eine gute Ehe. Aber jetzt muss ich mir erst einmal einen genehmigen." "Prost!" 

Geärgert haben sich die Borussen, dass die Partie nicht zehn Minuten später angepfiffen wurde. Die beiden Schiedsrichter-Betreuer Dieter Prein (SV Borussia) und Stefan Langerfeld (WSV) bestätigten, dass der Unparteiische Andre Stachowiak bereit war, später anzupfeifen, weil noch viele Zuschauer an den Kassen standen. Doch der WSV stimmte dem nicht zu.